Sommer-Herbst 2024: Eigen-Artiges


Der Ausgangspunkt für diesen Text waren astrologische Aussagen für den Juli. Da wurde die Mars-Uranus-Konjunktion Mitte des Monats im Stier als etwas ganz Besonderes hervorgehoben. Mars mit seiner ungestümen Energie gesellt sich zu Uranus, dem Planeten für alles Elektrisierende, für plötzlichen Wandel, und das in dem Sternzeichen, das für die Materie steht. Da könnte es also zu irgendwelchen völlig unabsehbaren, plötzlichen Ereignissen und Veränderungen kommen, hieß es. Und prompt hatten wir ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt das Attentat auf Donald Trump! Und kurz darauf einen plötzlichen weltweiten IT-Ausfall...

Was zeigt sich nun auf der Ebene von Human Design? Hier befinden (bzw. befanden) sich diese beiden Planeten in Tor 8 im Kehlzentrum.
Uranus durchläuft dieses Tor 8 schon seit 7. Juni und noch bis 5. Dezember 2024, also jetzt ein halbes Jahr lang, und er wird dann im nächsten Jahr nochmal dahin zurückkehren, nämlich von Ende März bis Anfang Juli 2025, sowie ein weiteres Mal von Dezember 2025 bis Ende April 2026.  Mars hat sich „nur“ vom 13. bis 21. Juli dazugesellt (die ganz exakte Konjunktion war am 14./15. Juli in der 2. Linie von Tor 8, „Dienen“; ich komme darauf noch zurück).

Da der Uranus-Transit an dieser Stelle also einen recht langen Zeitraum prägt bzw. mitprägt, lohnt sich ein genauerer Blick.

„Ich weiß, ich kann“

Worum geht es hier? Das Kehlzentrum steht für Ausdruck und Umsetzung, im Tor 8 („das Zusammenhalten“/Beitragen und Fördern) geht es um den individuellen Beitrag zum großen Ganzen. Was kann ich auf meine ganz individuelle Weise in die Gesellschaft einbringen?
„Individuell“ heißt im Human Design: auf eigene, kreative, innovative Art und Weise, wie sie mir selbst entspricht, ohne sich an Vorgaben oder Gewohntes anzulehnen. Ob das dann auf Akzeptanz stößt oder nicht, bleibt abzuwarten, es geht primär um den Ausdruck an sich, auf das Nach-außen-Bringen und Zur-Verfügung-Stellen von etwas auf die mir eigene Weise. „Ich weiß, wie es geht, ihr könnt mir glauben oder auch nicht“, würde Tor 8 als Stimme sagen. Das heißt, wenn sie etwas „sagt“ – denn diese Art von Energie ist manchmal spürbar da, manchmal auch nicht; sie unterliegt einem An-Aus-Format.

Kreativer Ausdruck

Im Human-Design-Chart bildet Tor 8 („Das Zusammenhalten“) den Anschluss an Tor 1 („Das Schöpferische“Kreativität aus dem Selbst -  derzeit nicht allgemein aktiviert); zusammen bilden sie den Kanal des „schöpferischen Rollenvorbilds“.

  • Wer also Tor 1 im Geburtschart hat, bekommt jetzt über längere Zeit die „passende“ Ausdrucks- oder Umsetzmöglichkeit dazu. Ein Beispiel: Vielleicht hat jemand immer wieder Bilder gemalt (Tor 1), die sich seither im Atelier stapeln, dann könnte sich jetzt eine Galerie auftun, die diese Bilder ausstellt (Tor 8), oder man findet selbst eine Möglichkeit dazu.
  • Falls jemand Tor 1 hat und ein offenes Kehlzentrum, würde jetzt das Kehlzentrum aktiviert; derjenige könnte sich also leichter - und auf seine eigene Weise - ausdrücken.
  • Alle Menschen mit definiertem (eingefärbtem) Kehlzentrum – das sind immerhin fast drei Viertel der Menschheit - „bekommen“ jetzt unerwartete Möglichkeiten, etwas ganz Eigenes irgendwo beizutragen. (Ich selbst stelle beispielsweise zu meinem Erstaunen fest, dass ich  - definiertes Kehlzentrum! -  neuerdings auch in größeren Zoom-Meetings, bei denen ich  „normalerweise“ immer nur zugehört habe, plötzlich selbst etwas zu sagen finde und das auch äußere.)

Als Genschlüssel umfasst die 8 die drei Stufen Mittelmäßigkeit – Stil – Erlesenheit.
Der „Schatten“, mit dem man für gewöhnlich im Leben anfängt, ist also die Mittelmäßigkeit, und die kann sich „hölzern“ (unlebendig) oder „künstlich“ (als Etwas-Vorspielen) äußern. Die meisten Menschen neigen ja dazu, sich anzupassen, aus welchen Gründen auch immer, und äußeren Vorstellungen entsprechen zu wollen, also eher Mittelmaß an den Tag zu legen.  Je mehr ich diesen Schatten akzeptieren lerne, desto mehr kann sich die „Gabe“ entwickeln, die darin verborgen liegt, nämlich mein eigener Stil - man könnte auch sagen, meine Eigen-Art. Schaffe ich es, zu mir selbst zu stehen, auch wenn das nicht jedem gefallen mag?
Die erleuchtete Form („Siddhi“) derselben Eigenschaft ist dann die Erlesenheit. Etwas Erlesenes kann ja naturgemäß nur aus dem Mittelmaß, aus der Masse herausragen, indem es etwas Besonderes, etwas Eigenes ist. Dieser Genschlüssel ermutigt also dazu, sich nicht an äußeren Maßstäben zu messen, sondern dem eigenen Inneren zu folgen und damit die eigene Farbe, den eigenen Ton in die Welt zu bringen.

… mit eigenem Timing

Langer Rede kurzer Sinn: Es geht bei Tor 8 oder Genschlüssel 8 um die ganz individuelle Art, wie sich mein Inneres ausdrückt oder was ich von mir gebe, also um den individuellen Beitrag zum großen Ganzen. Einen Beitrag, den man nicht planen oder absichtlich herstellen kann, sondern nur aus sich selbst heraus entstehen lassen kann; der sich plötzlich von selbst zeigt und nach außen drängt.
Uranus unterstützt dabei das Plötzliche, Unerwartete. Er dürfte dafür sorgen, dass es unverhoffte neue Situationen, Ereignisse und Gelegenheiten gibt. Vielleicht überraschen wir uns auch selbst?

Ich erlebe es selbst so und höre es auch oft im Gespräch mit anderen Menschen: dass da so ein Gefühl ist, etwas anderes als bisher steht an, auch ganz persönlich, ein anderer persönlicher Beitrag zum großen Ganzen – der irgendwie so ist, dass er einem selbst mehr entspricht, unabhängig von den Erwartungen anderer. Und das wird von den Planeten gerade sehr unterstützt.

Noch mehr Individualität

Der Trend zur Individualität - im Gegensatz zu einer eher kollektiven Ausrichtung - besteht schon länger. Uranus hat vorher schon eine ähnliche Thematik aktiviert, nämlich den Ausdruck der individuellen Wahrheit, die verständlich gemacht werden will (in Tor 23, Die Zersplitterung, dort war er von Mai 2023 bis jetzt Anfang Juni, im Dezember kehrt er bis März 2025 dorthin zurück).  Aber auch andere langsam laufende Planeten fördern und fordern derzeit die Individualität (Pluto in Tor 60, Neptun in Tor 25, Saturn in Tor 22).

Zusammengefasst sagen sie: Lass etwas Neues aus dir selbst heraus entstehen, in aller Unschuld, und achte dabei auf deine Emotionen; bringe das auf deine Weise nach außen und erlaube damit anderen, ebenfalls ihre eigene Stimme ertönen und ihr Licht leuchten zu lassen.

Gesellschaftliche Einbettung

In den gerade ablaufenden Wochen hat sich dieser eigene Beitrag möglicherweise auch künstlerisch geäußert (durch Jupiter in Tor 16 und den südl. Mondknoten in Tor 48 ganzer Kanal der „Wellenlänge“/des Talents vom 20. Juni bis16. Juli).
Am 16. Juli wechselt Jupiter von der „Begeisterung“/Fingerfertigkeit (Tor 16) zum Drang nach Abwechslung (Tor 35, Der Fortschritt, bis Mitte August). Abwechslung – vielleicht eine Urlaubsreise? - kann jetzt also förderlich sein.

Am 19. Juli wechseln die Mondknoten ebenfalls ihre Position. Wahrscheinlich werden dann verstärkt mehr oder weniger logisch fundierte Meinungen geäußert (Tor 17, Die Nachfolge/Meinungen), wobei der Druck besteht, irgendwo etwas für das große Ganze verbessern zu wollen (Tor 18, Die Arbeit am Verdorbenen). Diese beiden Stellen, an denen die Mondknoten bis  Anfang Dezember bleiben, sind kollektiv ausgerichtet, also auf die Gesellschaft; es geht also um Meinungen zu gesellschaftlichen Themen und Verbesserungen für alle. (Ich hoffe ja, dass es verstärkt zu Äußerungen politischer Art kommt, die sich für eine Verbesserung im Sinne von Frieden einsetzen!)

Selbstloses Dienen

Die genaue Stelle, an der sich Uranus und Mars am 14./15. Juli trafen, steht wie erwähnt unter dem Begriff „Dienen“ (Tor 8, Linie 2). „Selbstloses Dienen ist das höchste Gut“, heißt es da, wobei es andererseits auch sein kann, dass man für den Dienst eine Belohnung erwartet. (Wer sich in spirituellen Kreisen bewegt, wird das Thema „selbstloses Dienen“  vielfältiger Weise kennen, oder wer sich anderweitig „ehrenamtlich“ für eine gute Sache engagiert.)

Um das gerade geschehene Ereignis aufzugreifen: Man kann ja auch ein Attentat mit dem Aspekt „selbstloses Dienen“ in Verbindung bringen, insofern, als politische Attentäter sich in der Regel einem höheren Ziel verpflichtet fühlen und dafür ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen (weiteres Stichwort neben Trump: das Stauffenberg-Attentat auf Hitler, das sich gerade jetzt zum 80. Mal jährte). (Bevor jetzt Missverständnisse entstehen: Ich unterstütze Gewalt gegen Menschen grundsätzlich nicht, sondern glaube an andere Möglichkeiten der Konfliktlösung!)

Form oder Inhalt

Beide Planeten sind seit der direkten Konjunktion naturgemäß weitergewandert. Mars wechselt ohnehin alle paar Tage das Tor; er soll hier nicht weiter betrachtet werden. Uranus ist wie geschrieben noch lange in Tor 8, er aktiviert ab 17. Juli  bis Mitte Oktober die dritte Linie davon, die den interessanten Titel „Heuchelei“ trägt.
„Beim gemeinsamen Handeln wird auf Stil geachtet und nicht auf Inhalt“, besagt die Überschrift dazu. Das kann im positiven Sinne zu einem „vorbildhaften Ausdruck der Kreativität aufgrund des Stils“ führen oder im negativen auch zu einer „Oberflächlichkeit, die andere unterschätzt und die eigene Fähigkeit überschätzt, die Täuschung fortsetzen zu können, ohne entlarvt zu werden“, wie es in der Beschreibung heißt.
Also: Der Stil, die äußere Form kann jetzt besonders wichtig sein für den Erfolg jeglichen Beitrags. Andererseits besteht die Gefahr, die Form höher zu bewerten als den Inhalt, also auch auf eine schöne Oberfläche hereinzufallen. Konkretes Beispiel: Nur weil bei einem Geschäftsabschluss ein Notar dabei ist, also die Form stimmt, muss dennoch der Inhalt der Abmachung nicht seriös sein.

Verabschieden

Zum Abschluss möchte ich noch einen ganz anderen Faktor erwähnen, der das planetare Geschehen in diesem Sommer mit prägt:  Chiron, der Planetoid, der für Heilung steht, lädt uns derzeit ein, Zyklen und Prozesse zu ihrem Höhepunkt und Abschluss zu bringen, also sie zu vollenden, damit dann wieder Neues beginnen kann (in Tor 42, Die Mehrung, seit 2. April und noch bis 24. Oktober 2024; nächstes Jahr kommt Chiron nochmals hierher zurück).
„Die Kraft, einen Zyklus abschließen zu können, ist die wesentliche Kraft im Prozess des Wachstums“, heißt es in der Beschreibung. Mit Chiron an dieser Stelle ist es also jetzt heilsam und wachstumsfördernd, zu verabschieden und loszulassen – was auch immer es sein mag, das seine Bestimmung erfüllt hat und womöglich nur noch aus Gewohnheit bei uns ist. Das können  Gegenstände sein oder abgelebte Beziehungen oder Arbeitsverhältnisse oder Wohnorte oder was auch immer. (Ich selbst als alte Sammlerin stelle gerade fest, dass es mir neuerdings leichter fällt, Haushaltsgegenstände auszusortieren und weiterzugeben!)

Hier schließt sich für mich der Bogen zu dem, was ich oben über Individualität geschrieben habe.
Gerade auch im Hinblick auf das Eigene, das immer mehr gelebt werden will, auf den höchst eigenen Beitrag, ist es sicherlich sehr sinnvoll, sich von dem zu lösen, was im Grunde erledigt ist, was kein Wachstum mehr erlaubt. Denn solange ich in alten Strukturen, Prozessen oder nicht abgeschlossenen Angelegenheiten aller Art festhänge, die aber eigentlich nichts mehr bringen, blockiere ich zwangsläufig meine Kraft für das, was ich eigentlich aus mir heraus tun könnte und möchte.

Es gäbe noch viel mehr zu sagen über die Planetenaktivierungen in diesem Sommer. Ich belasse es jetzt aber bei dem Gesagten und wünsche uns allen einen schönen Sommer mit vielen Gelegenheiten, die eigene Kraft zu stärken!

Anna Bahlinger

 

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